27.06.2007

Qualiglück in Zürich

Mit der Vorbereitung auf meinen ersten Ironman war ich sehr zufrieden, so wollte ich mich nicht verrückt machen lassen, denn ich wusste, ich habe gut traniert - es fühlte sich einfach top an! Am Donnerstag fuhr ich dann nach Zürich. Als Unterkunft wählte ich eine Pension etwas außerhalb von Zürich aus, die dort von einem Bekannten geführt wird. So konnte ich die letzten Stunden vor meiner ersten Langdistanz in Ruhe genießen! Samstag-Nachmittag kamen dann meine Schlachtenbummler. Abends vor meinem ersten großen Rennen wollten dann die Kohlenhydratspeicher gefüllt werden. Sonntag-Morgen um 4 h war nun der Tag der Tage gekommen. Die Voraussetzungen waren nicht schlecht: blauer Himmel, angenehm warm und relativ windstill. In der Wechselzone traf ich letzte Vorbereitungen. So ging die Zeit bis zum Start schnell vorbei. Mit weiteren 1974 Athleten stand ich nun am Strand des Zürichsees und wartete auf den Startschuss...

...Es ging los!!! Bei eigentlich guter Sicht wollten sich die Bojen nicht so recht anpeilen lassen, na ja ich hab´s beste versucht. In der 2. Swim-Runde konnte ich auch mal frei schwimmen. Nach 1:09:54 riss mich ein Helfer aus dem Wasser. Meine anvisierten 70 min hatte ich also gepackt. Auf dem Weg zum Rad beschlug meine Dioptrie-Swimbrille so stark, dass ich kaum mehr etwas sehen konnte. Trotzdem fand ich meine Maschine gut. Nach einer total schlechten Wechselzeit startete ich als 594. auf die Radstrecke. Sofort kam ich in Schwung, konnte ein sehr gutes Anfangs-Tempo fahren. Es fühlte sich einfach super an. Nach 20 km in der Ebene wartete ein Freund auf mich, “Beauty“, der Berg! Der Raddruck war klasse, viele Plätze konnte ich am Berg gutmachen. Nach einer kurzen, schnellen Abfahrt ging´s an den zweiten Freund, “The Beast“! Nach circa 33 km war ich an diesem etwas längeren Berg auch zum 1. Mal oben. Eine sehr schnelle Abfahrt mit einer Waldpassage inklusive Licht/Schatten-Spiel auf dem Asphalt trieb die Konzentration nach oben. Unten am See angekommen kam dann wieder der Aero-Lenker zum Einsatz. Jener Athlet, der diesen Aero-Lenker auf der Abfahrt zum Einsatz brachte wurde mit einer 6-minütigen Strafe bedacht. Die vielen Bodenwellen durch Zürich ließen das Rad ordentlich springen. Am Start/Ziel an vielen Zuschauern vorbei gings auf die Schleife zum “Heartbreak Hill“. Bei einer Stimmung like “Alp d´Huez“ ließen es die Zuschauer mächtig krachen und ich wollte besonders gut aussehnen! Die erste Runde war nun geschafft, die zweiten 60 km verliefen ähnlich positiv. Meine Freunde, die Berge, standen immer noch zu mir und ich konnte weiterhin Platz um Platz gut machen, was mich unglaublich pushte. In der 3. Rad-Runde verabschiedete sich mein Flaschenhalter, den ich am Sattel montiert hatte. Die vielen Bodenwellen bekamen ihm nicht gut. Na ja, ohne Verluste geht´s wohl net. Kurz vor der Einfahrt in den Berg holte ich meinen TSG-Team-Kollegen Jan ein. Es lief immer noch hervorragend, auch nach 140 km und 4,5 h Renndauer. Nur noch wenige Kilometer zum 2. Wechsel. Nochmals zum super Stimmungs-Nest “Heartbreak-Hill“. Nun bereitete ich mich auf den Wechsel und das Laufen vor. Ich war sehr gespannt wie es wohl laufen würde. Doch die 180 km hatte ich nach absolut schnellen 5:05 hinter mich gebracht. Viel besser als ich erwartet hatte. Der Wechsel verlief problemlos, schnell das Rad abgestellt, Laufschuhe an, Kappe auf und ab die Post. Nach 60 sek. war ich wieder auf der Strecke. Die Beine fühlten sich nach dem Rad-fahren sensationell an. Sofort versuchte ich ein gleichmäßiges, gutes Tempo anzulaufen. Meine Schlachtenbummler feuerten mich nun lautstark an. Es hat mich unglaublich motiviert. Voll konzentriert durchlief ich die Verpflegungs-Stationen, um meine Ernährung zu ergattern. Die ersten 10 km sah ich laut meinen Zuschauern nicht gut aus. Erste Zweifel machten sich breit, ob dies wohl gut gehen würde?!? Aber die Laufzeit der ersten 10 km belegte das Gegenteil. Es waren um die 46 min! Viele Wendepunkte an denen man abbremsen und wieder beschleunigen musste, machten das Laufen zusätzlich hart. Die 2. und 3. Runde fühlte sich richtig gut an! Ich war mit der Ernährung von Wasser/Gels auf Cola umgestiegen. Die letzte Runde konnte ich sogar noch ein bischen genießen, denn zum Einen kam ich´s letzte Mal an jedem Punkt der Strecke vorbei, und zum Zweiten war ich voll im Plan. Mir wurde gesagt, dass es wohl zu einer 9:20er Zeit reichen könnte!?! Dies baute mich zusätzlich auf und ich versuchte noch etwas zu beschleunigen, aber doch kontrolliert weiterzulaufen. Auf der Quaibrücke oberhalb des Zürichsees, etwa 1,5 vor dem Ziel, war ich mir sicher, ein Top-Ergebnis erzielen zu können. Ich freute mich riesig auf die Stimmung im Ziel-Kanal.

Eingebogen im Ziel-Kanal, zwischen sehr vielen Menschen, rannte ich mit ausgestreckten Armen zum Ziel-Bogen! Auf diesem stand als 39. mein Name, mit einer Zeit von 9:23,54 Stunden, was mich überglücklich machte! Einfach unglaublich! Sensationell! Ich habe mein Ziel, die 10-Stunden-Marke zu knacken, um ein vielfaches unterboten! Die Marathon-Zeit von 3:04 h war absolut klasse, hätte ich nie erwartet!

So konnte ich nur überglücklich sein, aber vor Erschöpfung lag ich lange bei der Massage und auf dem Rasen. Zwischendurch holte ich meine Urkunde ab, auf der ich meine grandiose Leistung bestätig sah. In der AK reichte es nicht ganz zur direkten Qualifikation für den legendären Ironman Hawaii!

Nach einem langen, erholsamen Schlaf fuhr ich Montag-Vormittag ins Albis-Gütli, oberhalb des Zürichsees. Dort stieg die Sieger-Ehrung. Als Höhepunkt waren noch die Hawaii-Plätze zu vergeben. Da ich den 3. Platz in meiner AK errungen habe, hatte ich Hoffnung vielleicht doch einen Slot für Hawaii zu bekommen. Der Moderator kam nun zu meiner AK und teilte gleich mit, dass der 1.-Platzierte sich schon auf Lanzarote qualifiziert hat. Daraufhin entlud sich meine aufgeladene Spannung urplötzlich in pure Freude!!!! Ich hatte es gepackt. Ich darf zur Ironman World Championship!

Nach dem Ausfüllen von Formalitäten hielt ich das
OFFICIAL QUALIFICATION CERTIFICATE
FORD IRONMAN WORLD CHAMPIONSHIP
in den Händen!

So hatte das schon ohnehin grandiose Wochenende noch ein i-Tüpfelchen bekommen! Nun bin ich froh auf ein paar freie Tage und Erholung! Mit frischem Kopf und Körper geht es dann in die Vorbereitung auf HAWAII…

(Autor: Thomas Jahnson)

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